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Rezension zu "KamiKatze"

Zugang

Marialuise König: "KamiKatze"MariaLuise König aus Mettingen präsentiert im Geest-Verlag (ISBN 3-936389-18-7) einen Gedichtband - KamiKatze - der weit über die Grenzen Mettingens hinaus Bekanntheit erzielen wird. Die Autorin legt einen Band vor, der neben der Qualität der Aufmachung und den sehr einfühlsamen Grafiken von Jeannine König, durch inhaltliche  und sprachliche Phantasie besticht.

Trotz fast 200 Seiten Umfang wird der Leser nicht  aufhören können zu lesen, sowohl der ungeübte, als auch der geübte Leser.

MariaLuise König erweist sich als Meisterin ihres Genres. Inhaltlich geht es um Liebe. Eingeteilt in sechs Kapitel, die dem Band eine dramatische Struktur verleihen (von der "Fellgrauen Zeit" bis zur "Springflut"), gelingt ihr das Vorhaben, den Leser nicht nur mit der Gesamtheit des Bandes zu fesseln, vielmehr mit jedem einzelnen Gedicht. Die souveräne Beherrschung der lyrischen Mittel des Sprachflusses und der Rhythmen lassen das Lesen zu einem sinnlichen Empfinden werden, kein Stolperstein, der das Einfühlen stört, vielmehr unterstützende Schnelligkeit, vertiefendes Verweilen.

Behalte/ dein Du/ in glatter Hand/ das schöngeformte/ in kühler Hand// Ich suche/ dein Du/ in den Linien/ deines Gesichtes:// in Freude/ und Verwundung/ deiner entblößten/Augen.

Das alles aber wäre noch nicht MariaLuise König. Ihre besondere Kunst liegt in der überraschenden besonderen Wendung der Aussage. Eben noch liebevoll verspielt, den Leser mit traditioneller romantischer Bildlichkeit verführend, lenkt sie ihn in eine, immer wieder den Atem raubende Wirklichkeit, bis hin zur schockierenden Erkenntnis der Entsinnlichung der Realität - oder anders ausgedrückt - in die gesellschaftlich dominante Materialisierung der Sinnlichkeit.

Im Ställchen/ liegt noch manche Frau/ bonbonfarbig gebettet/ im Schlaflied Gutermond/ du scheinst so schön/ über Haus und Garten/ über heile Welt// Erwacht ihr Traum/ fällt eine Sichel/ aus rosaroten Wolken/ und lässt die Glöckchen/ der schönen Schäfchen/ verstummen// Und in die Ställchen/ der kleinen Mädchen/ kriecht am späten Abend/ die nackte Angst/ vor eigenständigen Beinen.

Entfernt davon, traditionelle feministische Grundpositionen zu vertreten (hake ich mich/ bei euch ein/ links und rechts/ und gehe/ durch die Mitte// meiner Existenz), versucht sie, eine Besinnung auf Positionen einer neuen Sinnlichkeit, die eine Akzeptanz der jeweilig anderen Persönlichkeit als unabdingbare Voraussetzung besitzt:

Du/ lass mich/ die Wärme/ deiner Hand/ spüren/ mich einträumen/ in deinen Herzschlag/ mich selbstsein/ und wachsen/ Seite an Seite:/ festhalten/ und loslassen/ dich liebend/ liebenlernen/ wo auch Ungesagtes://
Du heißt.

Humane Liebe, die der Wirklichkeit in vielen Positionen entgegensteht. Die Kritik gelingt, da sie die Klarheit der Analyse mit der Kraft der Sprache verbindet. Wunderschöne Wortneuschöpfungen ergänzen sich mit einem Verzicht auf überhöhte Bildlichkeit, es sei denn, sie karikiert damit Wirklichkeit. Wunderschön im übrigen auch erotische Wortspielereien der Autorin, in der phantasiereich angespielt, niemals banal pornographisch gearbeitet wird.

KamiKatze, das ist - selten traf der Titel eines Lyrikbandes so genau - die Sinnlichkeit des leisen, anschmiegsamen Kuschelns der Katze, gepaart mit der in ihr schlummernden Kampfkraft eines KamiKaze-Kämpfers.

Ein Lesevergnügen und - bei Lesungen - sicherlich ebenso großer Hörgenuss, den sich Leserinnen und Leser gleichermaßen gönnen sollten, zumal der Band für gerade einmal 10.00 Euro für 200 Seiten mit Farbgrafiken auch ein preisliches Vergnügen ist.

B. Dhünn